„Alle, die hier mitmachen, sind sehr engagiert“
Bürger-Interview mit Lea Meyer und Vanessa Grote.
Lea Meyer und Vanessa Grote
Alter: 22 und 32 Jahre
Beruf: Studentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin
"Neustart!": Frau Meyer, Frau Grote, Sie beide waren im Mai beim Bürger-Dialog in Kiel dabei, danach zur Auswertung der ersten Runde in Fulda, jetzt sind Sie zur Diskussion mit Experten in Berlin. Wie haben Sie den Verlauf der Bürger-Dialoge bisher erlebt?
Lea Meyer: Ich habe mich total gefreut, dass ich unter den zufällig ausgewählten Bürgern war, die eingeladen wurden. Ich bin politisch sehr interessiert und das Thema Gesundheit finde ich sehr wichtig. Die beiden Foren bisher waren sehr unterschiedlich. In Kiel waren ja nur jüngere Menschen eingeladen. Da war die Stimmung locker, man hat viel geschnackt und wir waren auf gleicher Wellenlänge: Es ging vor allem um die Frage, wie wir die Chancen der Digitalisierung nutzen können. In Fulda war die Stimmung ganz anders, weil wir dort auch auf ältere Menschen getroffen sind, die zu vielen Dingen eine ganz andere Meinung hatten als wir. Da gab es hitzige Diskussionen. Mit den Experten ist es wieder anders, weil die sich natürlich mit dem Thema besser auskennen und viele Argumente parat haben. Manchmal fällt es mir da schwer, etwas zu erwidern.
Vanessa Grote: Da geht es mir ähnlich.
"Neustart!": Werden Sie von den Experten ernst genommen?
Vanessa Grote: Die Diskussion mit den Experten ist spannend und man lernt viel, weil die natürlich in ihrem Bereich viel mehr Faktenwissen haben. Manchmal ist es gar nicht so einfach, die von unseren Themen zu überzeugen oder ihnen klar zu machen, was wir gemeint haben. Auch, weil wir manchmal Begriffe anders verwenden als die Fachleute. Aber grundsätzlich sind sie schon offen für unsere Ideen und nehmen an, was wir sagen. Da wir von außen auf das System schauen, kennen wir uns zwar nicht so aus, sind aber auch freier.
"Neustart!": Welche der Bürger-Ideen ist Ihnen denn besonders wichtig?
Lea Meyer: Das Thema Digitalisierung hat mich von Anfang an besonders beschäftigt. Ich glaube, die digitale Patientenakte würde den bürokratischen Aufwand im Gesundheitswesen reduzieren. Außerdem könnten die digitalen Patientendaten der Forschung zur Verfügung gestellt werden, damit sie neue Behandlungsmethoden entwickeln kann. Wenn sie gut gemacht ist, könnte die digitale Patientenakte viel ändern.
Vanessa Grote: Mein Schwerpunkt ist Prävention und Bildung. In allen Bereichen sieht man, wie wichtig es ist, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu fördern. Auch beim Thema Digitalisierung: Es gibt zwar Unmengen von Gesundheitsinformationen im Internet, aber wenn ich nicht ein gewisses Vorwissen mitbringe, kann ich nicht unterscheiden, wer korrekte Informationen anbietet und wer mir nur irgendwelche Pillen andrehen will.
"Neustart!": Glauben Sie, dass die Initiative am Ende zu einer echten Neuordnung des Gesundheitswesens führen kann?
Lea Meyer: Das hoffe ich sehr. Denn alle, die hier mitmachen, sind sehr engagiert und wollen etwas ändern. Ich bin aber etwas skeptisch, ob die Politiker unsere Vorschläge am Ende auch ernst nehmen.
Vanessa Grote: Da bin ich mir auch nicht sicher. Einige Themen werden vielleicht schon aufgegriffen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Grünen für das Thema Prävention und Bildung stark machen und die FDP für Digitalisierung. Aber wer weiß schon, wer an der Regierung ist, wenn wir fertig sind.