„Die Menschlichkeit ist aus dem Gesundheitswesen verschwunden“
Interview mit Yvonne Weber.
Yvonne Weber
Alter: 44 Jahre
Beruf: Fachbuch-Autorin und Lehrerin in der Erwachsenenbildung
„Neustart!": Welche Erfahrungen haben Sie mit unserem Gesundheitswesen gemacht?
Yvonne Weber: Ich persönlich habe nur erlebt, was wohl die meisten anderen Menschen auch immer wieder erleben. Beim Arzt hat man das Gefühl, alles ist genau reglementiert. Niemand hat die Zeit, genau zuzuhören. Die Menschlichkeit ist aus dem Gesundheitswesen so gut wie verschwunden. So richtig bewusst wurde mir das aber erst, als meine Mutter im vergangenen Jahr ins Krankenhaus musste.
„Neustart!": Was haben Sie da erlebt?
Yvonne Weber: Es gab leider verschiedene Anlässe. Zum einen hatte sie einen Oberschenkelhalsbruch, der im Krankenhaus operiert wurde. Doch nach fünf bis sechs Tagen musste sie das Krankenhaus schon wieder verlassen, obwohl der Bruch noch nicht ausgeheilt war. Sie hatte solche Schmerzen, da mussten wir sie am nächsten Tag schon wieder einliefern. Das Krankenhaus konnte das dann offenbar als neuen Fall abrechnen.
„Neustart!": Sie hatte noch andere Beschwerden?
Yvonne Weber: Über Monate fühlte sie sich krank und schwach und ist von Arzt zu Arzt geirrt. Doch keiner konnte helfen und keiner hat ihre Krankheit richtig diagnostiziert. Es wurde nicht mal ein MRT gemacht. Schließlich wurde Lungenkrebs im Endstadium festgestellt. Da konnte ihr nicht mehr geholfen werden und sie ist nach kurzer Zeit verstorben.
„Neustart!": Diese Erfahrungen haben Sie motiviert, bei der Initiative Neustart mitzumachen?
Yvonne Weber: Genau. Vielleicht kann ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass anderen erspart bleibt, was wir erlebt haben. Ich finde, die Initiative ist eine tolle Chance, mitreden zu können und vielleicht auch mitzugestalten. Die Diskussionen beim Bürgerforum fand ich sehr engagiert und es sind viele gute Ideen entstanden. Ich hoffe, dass ich die als Bürgerbotschafterin weiter voranbringen kann. Es wird Zeit, dass die Betroffenen sich einbringen, denn die Politik ist viel zu abgehoben.