„Ich bin für eine solidarische Krankenkasse, in die alle einzahlen“
Interview mit Timon Beck.
Timon Beck
Alter: 29 Jahre
Beruf: Biophysiker und Doktorand aus Dresden
„Neustart!“: Herr Beck, was hat Sie motiviert, bei der Initiative Neustart mitzumachen und sich als Bürgerbotschafter aufstellen zu lassen?
Timon Beck: Ich finde dieses Prinzip der Bürgerbeteiligung sehr spannend. Es gibt für die meisten nicht so viele Möglichkeiten, Politik mitzugestalten, außer alle paar Jahre wählen zu gehen. Bei Referenden sind die Themen oft zu kompliziert, als dass sie sich mit ja oder nein beantworten ließen. Das haben wir ja beim Brexit gesehen. Daher finde ich diese Form der Bürgerbeteiligung, bei der alle über ein bestimmtes Thema diskutieren und gemeinsame Lösungen suchen, eine gute Sache.
„Neustart!“: Wie haben Sie die Diskussionen im Rahmen der Initiative Neustart erlebt?
Timon Beck: Die Gruppendynamik war sehr interessant. Wir hatten sehr heterogene Gruppen, einige Studenten, aber auch ältere Menschen. Manchmal sind da nicht alle richtig zu Wort gekommen, weil jemand einen längeren Vortrag gehalten hat. Da hilft es dann vorher Redezeiten zu vereinbaren. Aber dadurch, dass die Gruppen im Laufe der Veranstaltung gewechselt wurden, hatte glaube ich jeder die Chance, seine Ideen einzubringen.
„Neustart!“: Welches Thema im Bereich der Gesundheitsversorgung liegt Ihnen besonders am Herzen?
Timon Beck: Ich bin ja noch recht jung und habe persönlich überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Was mich aber stört, ist die Zwei-Klassen-Medizin. Früher war ich privat versichert, bin aber zu einer gesetzlichen Krankenkasse gewechselt. Ich kenne also beide Seiten. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand eine private Zusatzversicherung abschließt. Aber ich kann nicht einsehen, dass ein Arzt für die Behandlung eines Privatversicherten mehr Geld bekommt als für einen gesetzlich Versicherten – das finde ich ungerecht. Ich bin für eine solidarische Krankenkasse, in die alle einzahlen.
„Neustart!“: Wenn Sie morgen früh als Gesundheitsminister aufwachen würden, was würden Sie als Erstes ändern?
Timon Beck: Ich würde versuchen, den steigenden Kostendruck in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu reduzieren. Man fühlt sich einfach nicht gut mit dem Gedanken, dass man dort nur eine Dienstleistung bekommt und sich aus Kostengründen niemand wirklich Zeit nehmen kann. Auf der anderen Seite werden manchmal neue Hüftgelenke nur eingesetzt, weil die Kliniken auf das Geld angewiesen sind – das ist am Ende schlecht für Personal und Patienten. Ich denke, dass auch die Corona Krise gezeigt hat, dass Gesundheitsversorgung nur nach marktwirtschaftlichen Kriterien nicht funktionieren kann.